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BUCH "Green Day - Nobody Likes You" (Verlag: Edel, ET: Mai 2010)

Posted by admin (admin) on 07.01.2011 at 02:37
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BUCH "Green Day - Nobody Likes You" (Verlag: Edel, ET: Mai 2010)

 

Aufgrund des großen Interesses und der diversen Nachfragen haben wir für Green Day noch ein paar Einblicke organisiert: Einige Fotos aus dem Buch, die Kapitel Übersicht sowie die komplette Einleitung sollten Euch einen noch tieferen Einblick in die einzige autorisierte Green Day-Biografie geben.

 

 
Marc Spitz kennt viele spannende Green-Day-Geschichten - er hat die Band über Jahre hinweg immer wieder interviewt, ebenso deren Familien sowie zahlreiche Weggefährten.

 

 
Sehr ausführlich analysiert er in seiner autorisierten Biografie die Entwicklung von den Anfängen bis zur grandiosen Rockoper "American Idiot", die die Kritiker endgültig ausbremsten und am 20.04. am Broadway gestartet ist: http://www.americanidiotonbroadway.com


Aus diesem Anlass und zu den bevorstehenden 3 Konzert Terminen in Deutschland, kommt diese außergewöhnliche Biografie jetzt in einer zweiten Auflage erneut in den Handel!


LIVE IN DEUTSCHLAND:
30.05.2010: Hannover – TUI Arena
11.06.2010: München – Reitstadion Riem (OPEN AIR)
01.07.2010: Mainz – Messepark (OPEN AIR)

 

Green Day
Nobody Likes You
256 Seiten, Klappenbroschur
Bildstrecken mit ca. 50 Abbildungen
Format 21 x 13,5 cm
€ 14,90 (D) / € 15,40 (A) / sFr 26,50
ISBN 978-3-927638-37-2
ET: Mai 2010 bei Edel

 
 

INHALT
Einführung: Hier sind die neuen Punks … 9
Erstes Kapitel: Der doppelte Jesus aus der Vorstadt 19
Zweites Kapitel: Das Gilman-Street-Projekt 45
Drittes Kapitel: Lookout! 71
Viertes Kapitel: Op Ivy 91
Fünftes Kapitel: Weltbekannt in Petaluma 99
Sechstes Kapitel: Anarchy 90210 123
Siebtes Kapitel: Insomniac – Schlaflos in Oakland 167
Achtes Kapitel: »Shit Happens« 179
Neuntes Kapitel: Die alten Herren 193
Zehntes Kapitel: Captain Underpants 209
Elftes Kapitel: American Idiot 215
Diskografie /Danksagung 249


> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 7
> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 8
> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 9
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> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 11
> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 12
> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 13
> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 14
> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 15
> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 16
> final Textteil S.1-256.qxp 21.10.2006 15:50 Uhr Seite 17
> final Textteil S.1-256.qxp 16.10.2006 16:10 Uhr Seite 18

 

Einführung


HIER SIND DIE NEUEN PUNKS …


Giants Stadium, East Rutherford, New Jersey. Nur wenige Rock’n’Roll-Bands können so ein Stadion füllen. Die Rolling Stones, David Bowie, U2, die Dave Matthews Band, die Lokalhelden Bon Jovi und natürlich Bruce Springsteen haben es alle irgendwann im Lauf ihrer Karriere geschafft. Manchmal gelingt es nicht einmal dem Football-Team, das hier seine Heimspiele absolviert, 78 000 Fans in die Arena zu locken, um dieses gewaltige, höhlenartige Rund bis an sein Fassungsvermögen auszulasten. Innerhalb der großen Schüssel schien ein Gitarrenakkord mehrere hundert Meter über das Feld zurücklegen zu müssen, bevor ihn die Besucher in den hinteren Reihen hören konnten. Das Giants Stadium ist echt kein Ort für Weicheier.


Kurz vor 21 Uhr am 1. September 2005. Die Emocore-Band Jimmy Eat World hat gerade die Bühne verlassen, die so groß ist wie drei nebeneinander stehende kleine Punk-Clubs. Jetzt wird es Zeit für »Bunny«, das zu tun, was »Bunny« jeden Abend tut. Wie alle anderen Crew-Mitglieder mit einem schwarzen, langärmeligen Hemd und einer roten Krawatte bekleidet, stolziert Bill Schneider durch die Garderoben. Er ist Koordinator dieser riesigen Veranstaltung – ein stämmiger Mann, mit einer vage an Elvis erinnernden Frisur – und er stellt sicher, dass sich wirklich jeder in seinem Team des Zeitplans bewusst ist. Einige knabbern an dem Käse, den Kräckern und dem Obst, das auf den Tischen liegt. Andere blicken auf den Fernsehschirm. Die Best in Show-DVD flackert wie am Abend zuvor. Dieser Garderobenbereich ist voll von kleinen Ritualen. Gemütlichkeit und Intensität existieren überraschend gut nebeneinander.


»Dreißig Minuten!«
Mike, der Bassist, gewöhnlich gespannt und hyperaktiv, leidet an Grippe und wirkt grau und fertig. Er erhebt sich von der Couch und tappt in den Fitnessraum, um ein paar Meilen auf dem Hometrainer hinter sich zu bringen. Billie Joe, der Leadsänger, kompakt, mit dichtem, schwarz gefärbtem Haar, nestelt an seinen Armbändern. Auf einem steht: Rage, auf dem anderen: Love. Er schlüpft in seine Schuhe und tritt zum Spiegel hinüber, um seinen schwarzen Eyeliner so dick aufzutragen, dass man ihn auf dem gigantischen Diamond-Vision-Schirm im Stadionrund erkennen kann. Aus der Nähe sieht Billie Joe wie todgeweiht aus. Später wird er, aus den hinteren Reihen, eher wie besessen wirken, wenn er den Geist eines Straßenschlägers namens St. Jimmy heraufbeschwört.


»Fünfzehn Minuten!«
Tré, der Drummer mit dem kräftigen Kinn und den zappeligen Bewegungen, platzt in den Proberaum und spielt sich mit drei Jahrzehnte alten Drum-Fills von Keith Moon warm, die er sich offenkundig eingeprägt hat.


»Zehn Minuten!«
Der Sänger, der Drummer, der Bassist, der zweite Gitarrist, der Trompeter und der Keyboarder kommen an der Garderobentür zusammen und gehen die Vokalharmonien von zwei besonders komplizierten Stücken des Sets durch, das sie an diesem Abend spielen wollen. Während sie sich vorbereiten, spielt der Sänger Gitarre.


»Bunny!«
Die Tür zur Bühne öffnet sich. Ein Brüllen und Tosen, wie das eines Düsentriebwerks bricht los, als die Lichter abgeblendet werden und »YMCA«, der Disco-Hit der Village People, aus den gewaltigen Lautsprechern des Stadions hämmert. Dann taumelt ein rosa Kaninchen im Vollrausch über die gigantische Bühne, greift sich an seinen mächtigen Kopf, der wegen des Katers höllisch schmerzt, während es versucht, die Menge bei dem Buchstabentanz anzuführen, der den Song begleitet (Bunny gehört zur Crew und ist manchmal tatsächlich verkatert).


Um 21.25 Uhr wird »Blitzkrieg Bop« von den Ramones über das Spielfeld gejagt. Es ist immer der letzte Song auf der Mix-CD, die die Band von Stadt zu Stadt mitnimmt. Als der Track der Ramones verklingt, erlöschen die Lichter und eine weitere massive Welle schmerzhaften weißen Rauschens rollt durch den Hohlraum des Stadions. »Also sprach Zarathustra«, die zu einem Crescendo anschwellende klassische Komposition von Richard Strauss, die Spannung steigt.

 

Im 20. Jahrhundert war das Stück zu einem Soundtrack für Prunk (Kubricks 2001. Odyssee im Weltraum), Disco-Schwulst (Deodato, ein brasilianischer Instrumentalist hatte damit einen großen Hit) und für die späten Jahre des aufgedunsenen Elvis im weißen Overall geworden.


Im 21. Jahrhundert dient es noch als liebevoll ironische Anspielung darauf. Die Band, die nun die Bühne betritt, weiß das nur zu gut. In mancher Hinsicht sind ihre Mitglieder genauso verblüfft wie viele andere, dass sie jetzt zu jener Elite aus Mick, Keith, Bono und … Dave gestoßen sind. Schließlich gelten sie als Außenseiter – wegen ihres Charakters und des Moralkodexes, an den sie sich seit ihren Teenagerjahren gehalten haben und von dem sie verfolgt wurden: dem des Punkrock. Andererseits war es schon immer das Ziel dieses insgeheim ehrgeizigen und erfolgsbewussten Trios mit seiner unverwüstlichen Liebe zum Pop, ganz oben mitzuspielen. Seit langem waren das die beiden konträren Seiten von Green Day.

 

In den frühen Neunzigern wurden sie durch ihren Ehrgeiz und ihre Liebe zur Popmusik dazu bewegt, ihr lauschiges, doch in seinen Möglichkeiten begrenztes unabhängiges Label zu verlassen, bei einem Major zu unterzeichnen, ein Album mit Radio kompatiblen, drei Minuten langen, unwiderstehlichen, seltsam familienfreundlichen Stücken aufzunehmen und der Welt zu zeigen, was die meisten ihrer Kollegen in der Indie-Szene bereits wussten: Punk hat Ohrwurmqualitäten. Obwohl Green Day von den Punk-Fundamentalisten niedergemacht wurden, haben sie doch nie auf ihren Sound verzichtet, sondern immer bloß einer der beiden Seiten den Vorzug gegeben.


Wann immer sie es satt hatten, als Verräter, Balladensänger oder Cartoon-Pin-ups beschimpft zu werden, wandten sie sich der anderen Seite zu (und das, wie im Fall ihrer zweiten Veröffentlichung auf einem Major-Label, mit einer bedrohlich rauen und häufig hässlichen, extrapunkigen Musik. Man konnte sie Springerstiefel an Springerstiefel mit den besten Stücken jeder jungen Gruppe vergleichen, die mit einem Minibus durch die Gegend zog). Diese Dualität spiegelte sich auch im häuslichen Leben der Band wider. Einerseits waren sie überlebensgroße öffentliche Gestalten: Performer, Businessmen, Wortführer. Andererseits feste Freunde, Ehemänner und Väter, die sich mit Heimwerken und dem Wechseln von Windeln herumschlagen mussten (was bitte kann »more real« sein?).


Ihr Verhalten war in diesen Augenblicken durch und durch das von Anti-Stars. Interviews mit großen Rock-Magazinen wurden oft in Hotelsuiten gegeben, nur damit ihre Kinder ein paar Stunden lang den Pool benutzen konnten. Zu Fotosessions erschienen die Bandmitglieder in ihren eigenen T-Shirts, Dickies-Hosen und Turnschuhen. Und wenn Ausstatter oder Stylisten ihnen einen Kleiderständer voller Kostüme hinschoben, gab es jedes Mal ein konsequentes »Nein«, ein proletarisches Grinsen und manchmal einen Finger an die Brust – »So nicht!«. Die späten Neunziger hindurch behinderte dieser ständige Wechsel zwischen den Persönlichkeiten die Band in professioneller und kreativer Hinsicht. Er zerstörte auch mehrere Familien: Mike ist einmal, Tré zweimal geschieden.

 

Am Ende des Jahrzehnts wirkten Green Day weniger beweglich, eher so wie gealterte Athleten, die nur noch wenn nötig trainieren. Auf Fotos sahen sie apathisch, aufgedunsen und erschöpft aus. Vor kaum mehr als zwei Jahren wäre es keine Überraschung gewesen, Green Day in der Mitte eines Sommerfestivals spielen zu hören – nach Kids, die fast halb so alt waren wie sie. Und sie hätten die alten Hits gespielt, einfach weil sie nichts Besseres vorweisen konnten. Sie hätten für den Rest ihres Lebens durch die Clubs der House-of-Blues-Kette ziehen und genug verdienen können, um ihre Rechnungen zu begleichen.


Es wäre kein glorreiches Ende für Green Day gewesen, die einmal eine so unverfälschte Begeisterung entfacht hatten, aber auch kein ungewöhnliches, wenn man den Rock’n’Roll- Zyklus betrachtet. Viele Bands, die die Kultur auf die eine oder andere Weise beeinflusst haben, glauben, nichts mehr beweisen zu müssen, und sind damit zufrieden, ihre Pop-Renten einzustreichen. Schockierend war allerdings, wo sie 2004 ankamen. Ihre kommerzielle und künstlerische Wiederauferstehung war in der Welt des Pop nahezu ohne Beispiel (Elvis Presleys Comeback 1968 und der Grammy für Bob Dylans Time Out Of Mind zählen zu den außerordentlich seltenen Fällen, in denen jemand nach langer Flaute sogar noch über sich und seine alte Form hinausgewachsen ist). Auch privat war das eine Revolution. Fast nie gelingt es einer Band, nach mehr als zehn erfolgreichen Jahren den ursprünglichen Spaß und Schwung noch einmal neu aufzubringen (oder höchstens dann, wenn sie sich für einige Jahre getrennt hat, was Green Day nie taten); meist zersplittern sie nur immer weiter.

 

Irgendwann in ihrem dritten Jahrzehnt waren Green Day endlich dahintergekommen, was es heißt, Green Day zu sein. Sie waren die größte Band der Welt geworden, verkauften mehr Tonträger als U2, Coldplay und alle anderen Konkurrenten, nachdem sie endlich zugelassen hatten, dass diese zwei verschiedenen Hälften, der gepuderte Freddy-Mercury-Verehrer und der pseudosozialistische Punk-Pragmatiker, ohne Schuldgefühle und Einschränkungen nebeneinander existieren können.


Ihr dann entstandenes achtes Album, American Idiot, ist revolutionär: ein durchgehend brillantes und in sich geschlossenes Full-Length-Album in einem Zeitalter, in dem man sich im Internet für 99 Cent einzelne Songs runterladen kann. Hier wird ein authentisches politisches Statement abgegeben, doch die Aufnahme hat, unabhängig vom Abstimmungsverhalten der Zuhörer, dank der unverkennbaren Finesse ihrer Songs auch Massenappeal.

American Idiot ist ein grenzüberschreitendes Meisterwerk, das nicht nur die Latte für den Punkrock höher gelegt hat, sondern auch der gesamten Subkultur (die unter der Last ihrer wenig flexiblen musikalischen Ausdrucksformen recht schwerfällig geworden war) neues Leben einhauchte. Dass Green Day dieses Kunststück nach so vielen Jahren gelungen ist, enthält ein gewisses Maß an Ironie.


Green Day hatten ihre Glaubwürdigkeit von den Punk-Pedanten immer wieder überprüfen lassen müssen, seit Billie Joe und Mike in den späten achtziger Jahren ihre erste Band, Sweet Children, gründeten. Sogar als sie sich anschickten, die Menge im Giants Stadium durch ihre bis dahin größte Live-Show um den Verstand zu bringen, gab es noch einige, die sie lieber zurück auf der Straße gesehen hätten, genauer gesagt, in der Bowery (am Joey Ramone Place). In ebenjener Woche hatte das CBGB, das Mekka des Punkrock, die nicht zu säubernde Bar, wo die Ramones, Blondie, Television, Richard Hell, die Talking Heads und die Dead Boys ihre Karriere begannen, nach einem langen Ringen mit dem Hauswirt seinen Mietvertrag verloren. Als kulturelles – doch leider nicht offizielles – Wahrzeichen war das CBGB (jedenfalls an seinem ursprünglichen, historischen Standort) nur einen Tag vor dem Konzert im Giants Stadium zum Tode verurteilt worden (im September 2006 wird es endgültig geschlossen, doch es gibt Gerüchte, dass es wie alle bedeutenden Rock-Meilensteine irgendwann nach Las Vegas verlegt werden soll). In den folgenden Wochen kursierten Petitionen sowohl online als auch auf Papier. Leitartikel erschienen und Benefizkonzerte wurden veranstaltet. Public Enemy spielten ebenso wie Institute, eine eher unerhebliche Band, um den früheren Bush-Leadsänger Gavin Rossdale. Green Day spielten nicht.


»Green Day waren direkt am anderen Flussufer?«, staunte Kitty Kowalski von der East-Village-Punkband The Kowalskis. Sie hatte am Vortag an den Kundgebungen teilgenommen und war erschüttert. »Ohne das CBGB hätten Green Day das Giants Stadium nicht füllen können, das hundert mal so groß ist«, sagte Kowalski. Wer solchen Gefühlen anhängt, macht sich nicht immer klar, dass Punkrock im Grunde nur überleben kann, wenn er für die Jugend wichtig bleibt. Niemand will einen altertümlichen Punk. Die alte Garde war bereits an Bord, doch um eine neue Generation anzuziehen, muss Punk sich ändern, mutieren, aufregend bleiben. Und Green Day haben, was immer man von ihnen halten mag, genau das vollbracht. Dies war der zweite Akt nicht nur von Green Day, sondern auch, wenn man so will, der zweite Akt des Punk. Ein großer Mann namens Sting drückte das einmal ungefähr so aus: »If you love punk, set it free.« Green Day erwiesen sich als Rockstars, indem sie endlich anfingen zu rocken.


Im Jahr 1998 fragte ein Reporter der Calgary Sun Billie Joe Armstrong, den Leadsänger, Gitarristen und Hauptsongwriter des Bay-Area-Trios Green Day, was Punkrock sei. Armstrong verglich die Beschreibung des Punkrock mit »der eines Geruchs«. Er sei nicht greifbar, vage, gespenstisch und könne den Zuhörer sogar zum Wahnsinn treiben. Als ihm die gleiche Frage im Jahr 2004 gestellt wurde, zögerte er nicht und stellte fest: »Ich ziehe ihn nicht mehr in Zweifel. Er ist das, was ich bin. Er verkörpert mich.« Tatsächlich hat er sich das Wort PUNX mit einer Tätowiernadel über der Taille ins Fleisch stechen lassen, aber erst 2004 konnte er sich aufrichtig dazu bekennen. »Ich bin in unserem Rockleben ein- oder zweimal auf Billie Joe gestoßen, und ich spüre es in ihm«, erklärte Lenny Kaye, der Gitarrist der Patti Smith Group, einer weiteren legendären Band, die das CBGB hervorgebracht hat. »Er glaubt an die Ideale, die ihm an einem Ort wie dem CBGB vermittelt wurden. Green Day setzen eine Tradition fort, die vermutlich dort ihre Wurzeln hat. Dass sie im Giants Stadium auftreten, ist nicht wichtig. Das ist bloß Quantität. Es ist wie ein gutes Filmende, wenn das Vorhängeschloss an der Tür des Clubs befestigt wird und die Kamera dann hochschwenkt, so dass man sieht, wie das Giants Stadium rockt. Wichtig ist die Tatsache, dass Green Day auftreten.«


Wenn man je an der Zukunft des Punk zweifelte – weil das CBGB geschlossen werden soll und Bands wie Sum 41 existieren – so brauchte man sich an jenem Abend nur das breite Lächeln all jener Kids im Stadion anzuschauen, um eines Besseren belehrt zu werden. Manche waren erst acht oder neun Jahre alt und wurden von ihren Eltern begleitet. (Obwohl er im Februar dieses Jahres 34 wurde, ziert Armstrong noch immer die Titelseiten derselben Teen-Zeitschriften wie mit 22. Niemandem sonst gelingt es, gemeinsam mit Leuten wie Chad Michael Murray oder Lindsay Lohan die Generation X zu repräsentieren.) Viele der Kleinen hatten Stachelhaarfrisuren und trugen ganz neue Green-Day-T-Shirts. Dieser neue Punk würde ihnen alles bedeuten, genau so wie der alte Punk ihren Eltern alles bedeutet hatte. Eines Tages könnten jene T-Shirts alt und verschlissen sein. Vielleicht werden Green Day den Geist von American Idiot überwinden, und vielleicht sind sie, nur zwei Jahre nach ihrem Auftritt im Giants Stadium, schon dabei, das zu tun. Aber das spielt keine Rolle. Denn irgendwo auf der Welt wird eine Band wieder mit der Formel experimentieren; sie wird das, was durch American Idiot erfunden wurde, erweitern und die Zukunft des Punkrock erneut umgestalten. Zurzeit wäre es unsinnig auszuschließen, dass Green Day selbst jene Band sein könnte.

 


Weitere Informationen zu den edel Veröffentlichungen findet Ihr unter: http://www.edel.com/de/buch/neuheiten

 


Quelle: Oliver Scheer - s²marketing - 27.05.2010

 

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