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Achim Mentzel: „Hauptsache Show und Action“ |
Posted by admin (admin) on 11.11.2011 at 04:06 |
Achim Mentzel: „Hauptsache Show und Action“
"Als Stimmungskanone konnte ich wenigstens meine Narrenfreiheit genießen": Achim Mentzel (Foto: Gunnar Leue)
"Ich würde niemals in den RTL-Dschungel gehen": Achim Mentzel
Achim Mentzel ist zum Kult geworden. Auch Dank Oliver Kalkofe, der den Sänger und Moderator in seiner Sendung "Kalkofes Mattscheibe" gerne satirisch auf's Korn nahm. Volksmusik und Schlager präsentierte Mentzel lange Zeit im MDR in der Show "Achims Hitparade".
Zuletzt erschien 2010 das Album "Meine Lieblingsworte heißen Sahnetorte" (Ariola/ Sony Music). Nun ist der Kultstar gemeinsam mit Oliver Kalkofe auf Gernsehclub-Tournee durch den Osten Deutschlands. Noch bis 13. November machen die beiden Station u.a. in Berlin, Leipzig und Cottbus.
Musikmarkt: Herr Mentzel, Sie gehen zusammen mit Oliver Kalkofe auf Tour „durch den wilden Osten“. Kalkhofe, der Sie in Werbespots als singende Spreewaldgurke anpreist, ist ein sarkastischer Kritiker des deutschen Schunkelfernsehens. Wie kommen ausgerechnet Sie beide zusammen?
Achim Mentzel: 1996 haben wir uns sozusagen über das Fernsehen kennen gelernt, als er über meine MDR-Sendung „Achims Hitparade“ her zog. Trotzdem sind wir irgendwann fette Kumpels geworden und haben auch schon einige Sachen im Fernsehen zusammen gemacht.
Wie darf man sich Ihre Show vorstellen: Blödeln für Fortgeschrittene?
Veranstaltet wird die Show ja vom Gernsehclub, denn Oliver Kalkofe ist in Wahrheit ein Fernsehliebhaber, nur dass ihm das Programm immer weniger gefällt. Wir erzählen also jeder unseren Werdegang im Fernsehen, wie die Kultsendung „Kalkofes Mattscheibe“ in den 90er Jahren entstand und welche Rolle ich so im Fernsehen gespielt habe. Und natürlich, wie unsere Freundschaft entstand. Ab und zu gebe ich auch ein Lied zum Besten, zum Beispiel mein „Gurkenlied“. Da wird Kalki sogar mitsingen.
Kalkofe hatte Sie und ihre Sendung „Achims Hitparade“ in der „Mattscheibe“-Sendung oft aufs Korn genommen. Aber er war wohl überrascht, dass Sie seine Schmähungen als „Zonenzombi“ so locker wegsteckten und konterten?
Offenbar. Das kannte er so nicht. Er hatte sonst immer nur Lob von Fans bekommen oder Anrufe von Künstlern, die ihm Keile anboten, weil er sie verarscht hatte. Wir haben dann immer mal wieder was gemeinsam gemacht, zum Beispiel eine Parodie auf die unsäglichen Ostalgieshows, die es vor zehn Jahren im Fernsehen gab. Auch in den Kinofilm „Der Wixxer“ hatte ich eine Gastrolle, im dritten Teil werde ich wieder dabei sein. Kalkofe meint, das müsse einfach sein. Das gehöre zum Aufbau Ost, sonst bekäme er keine Filmförderung.
Ihr Leben ist ja tatsächlich filmreif. Sie galten in den Sechziger Jahren in der DDR als berüchtigter Rock’n’Roller?
Nachdem die Beatles auftauchten, hatte ich natürlich auch in einer Schülerband gespielt. Beatles-Songs, dann Rolling Stones. Aber 1965 war erstmal Schluss. Nachdem beim Stones-Konzert in Westberlin die Waldbühne demoliert worden war, hatte die SED die Leine für die DDR-Beatgruppen wieder eng gezogen. Kurze Zeit später wurden die wilden Bands mit diesem "Yeah, yeah, yeah" mit Auftrittsverbot belegt. Auch unser Diana Show Quartett. Wir sind sehr plötzlich zur Armee eingezogen worden.
Sie haben Mitte der 70er mal mit Nina Hagen in einer Band gespielt?
Ja, in Fritzens Dampferband, wo wir viel Quatsch machten und oft Ärger wegen unserer Liveauftritte bekamen. Nach der Biermann-Geschichte ging Nina aber dann rüber in den Westen.
Dafür soll Udo Lindenberg mal nach Ostberlin für einen illegalen Gastauftritt mit Ihnen in Fritzens Dampferband gekommen sein?
Dem war zu Ohren gekommen, dass wir seine Lieder ziemlich gut kopierten. Eines Tages hat er sich bei uns gemeldet und gesagt, er wolle uns mal anhören. Er tauchte dann im Tanzrestaurant „Lindencorso“ auf, wo wir eine Mugge hatten und spielte ein paar Nummern am Schlagzeug bei uns mit.
Sie tauchten 1979 als Solist völlig in die Schlager- und später sogar in die volkstümliche Musikszene ein. Wie passte das zusammen?
Für mich hat es gepasst, weil ich kein Problem mit Stimmungsmusik hatte. Hauptsache Show und Action. Vor allem aber gefiel mir diese verblümte Art der DDR-Rockmusik nicht. Diese lyrischen Texte, mit denen die Puhdys oder Karat etwas zwischen den Zeilen ausdrücken wollten, waren überhaupt nicht mein Ding. Als Stimmungskanone konnte ich wenigstens meine Narrenfreiheit genießen.
Machen Sie eigentlich jeden Quatsch mit oder ziehen Sie auch eine Grenze?
Ich würde niemals in den RTL-Dschungel gehen. Ich habe bei RTL „Let’s dance“ mitgemacht, aber auch nur, weil ich zeigen wollte, das ich das auch kann.
Hatten Sie ein Angebot fürs Dschungelcamp?
Eins? Die RTL-Leute haben sich bald überschlagen. Die wollten sogar einen Ost-Dschungel, eine Show nur mit Ostlern. Aber da haben sie keine Leute zusammengekriegt.
Autor: Gunnar Leue
Quelle: Musikmarkt - 02.11.2011
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