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Achim Mentzel: Das Lachen ist ihm nie vergangen

Posted by admin (admin) on 10.05.2010 at 09:07
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Achim Mentzel: Das Lachen ist ihm nie vergangen


Ist Achim Mentzel nun Rocker, Sänger, Komiker oder Moderator? Vermutlich von allem etwas. "Vollblut-Entertainer" bringt es deshalb vielleicht am besten auf den Punkt.


Wenn Achim Mentzel sein Publikum dazu bringen kann, mit ihm zu lachen und zu singen, hat er sein Ziel erreicht (Foto: Manfred Gößinger)


Achim Mentzel, geboren am 15. Juli 1946 in Ost-Berlin, beginnt seinem Vater zuliebe eine Lehre als Polsterer, obwohl sein Herz schon damals für die Musik schlägt. 1963 gründet er im Alter von 16 Jahren seine erste Rock-Band. Mit dem "Diana-Schau-Quartett" ist Mentzel im ganzen Land unterwegs und kopiert unter anderem die Beatles und die Rolling Stones, was ihn später 6000 DM an Steuerschulden kostet.


Doch echte Rock'n'Roller interessieren sich für Urheberrechte herzlich wenig. Ärger mit seiner Ex-Frau sorgt dafür, dass dem jungen Wilden die Luft zu dick wird. Eine Tour mit dem Alfred-Wonneberg-Sextett kommt dem Sänger da gerade Recht. Am 1. Juni 1973, nach einem Auftritt in?Westberlin, bleibt Mentzel einfach zurück. Das Orchester kehrt als Quintett nach Ostberlin zurück. Sechs Monate wohnt Mentzel bei seinem Onkel im Saarland und hält sich als Schweißer über Wasser. Schon bald zieht es ihn zurück in die DDR. Dort erwartet ihn eine Gefängnisstrafe auf Bewährung wegen Republikflucht. Man könnte annehmen, die Haftstrafe setzt seinem Rocker-Image die Krone auf.


Allerdings beginnt sich Mentzel Stück für Stück von der Rockmusik zu entfernen. Das erste Projekt in dieser Hinsicht ist "Fritzens Dampferband", die er 1974 gemeinsam mit Michael Fritzen und der damals 16-jährigen Nina Hagen gründet. Die Formation feiert erste Erfolge und landet schließlich ihren größten Hit, "Du hast den?Farbfilm vergessen". Den einzig­artigen Humor bei der Vergabe von Songtiteln hat Mentzel bis heute nicht verloren.


Fünf Jahre nach der Bandgründung ist es schließlich Zeit für die Solokarriere. Der Titel von Mentzels erster LP, "Stimmung, Jux und Metzel", beschreibt ganz genau, wofür der Künstler bis heute steht. Mentzel singt nicht nur, er musiziert, tanzt, mischt sich unter die Leute und spielt mit ihnen. Das Publikum ist begeistert, das DDR-Fernsehen auch. Nach diversen Moderatoren-Jobs erhält Mentzel 1989 seine eigene Show. "Achims Hitparade" ist geboren und entwickelt sich zum Quotengarant. Nach der Wende übernimmt der MDR die Sendung. Der Sender stellt Mentzel keinen Teleprompter zur Verfügung. Er lernt den?Text für mehrere Sendungen, die alle an einem?Tag produziert werden, auswendig. "Achims Hitparade" läuft nicht zuletzt dank Mentzel 17 Jahre lang.


Zwischendurch wird der Modaror zur Zielscheibe des unbarmherzigen Oliver Kalkhofe. Der fröhliche Mentzel, der seit 2004 auch den "Spreewaldstadl" moderiert und sich dabei selbst als "muntere Gurke" bezeichnet, liefert dem Satiriker aber auch genügend Stoff. "Meine Frau Brigitte war entsetzt: 'Die wollen dich fertig machen', entfuhr es ihr", erinnert sich Mentzel. Er selbst nimmt es, wie alles im Leben, mit Humor. Heute sind Mentzel und Kalkhofe sehr gute Freunde. Mentzel-Sketche in "Kalkhofes Mattscheibe" gleichen mittlerweile einer Hommage an den Sänger. Gemeinsam waren beide zuletzt 2007 im Film "Neues vom Wixxer" zu sehen. Ja, auch ins Kino hat es Achim Mentzel geschafft.


Trotz dieser steilen Karriere ist das Allroundtalent der "Typ von Nebenan" geblieben. Vielleicht macht genau das einen Teil seines Erfolgsrezeptes aus. Am 16. April erschien Achim Mentzels neues Album "Meine Lieblingsworte heißen Sahnetorte" (Ariola/Sony Music). Umgeben von besagten Torten, lacht er dem Betrachter entgegen, wie auf allen anderen Fotos, die man von ihm findet. "Wer so aussieht wie ich, kann nur lustige Sachen machen", so Mentzels Selbsteinschätzung. In seinen Liedern spiegelt sich das in heiteren Melodien und kaum einer Textzeile ohne Pointe wieder. Dieser Trend setzt sich auch bei Mentzels neuestem?Werk fort. Neben klassischen Schunklern im Dreivierteltakt und Party-Remakes, etwa von "So a schöner Tag", handelt es sich um Songs, wie sie nur auf einem Mentzel-Album zu finden sind. Er will seine Fans unterhalten, das ist Mentzels oberster Anspruch.

 

"Ich bin nur was durch mein Publikum. Ich brauche die Zuschauer, während sie ja auch ganz gut ohne mich auskommen", stellt er bescheiden fest. Man könnte Mentzel vorwerfen, sich seit seiner ersten Single, "Außerdem macht es Spaß/Gott sei dank ist sie schlank", vor über 30 Jahren nicht weiterentwickelt zu haben. Andere Künstler müssen sich ständig neu erfinden, Achim Mentzel hat sich längst gefunden. Vielleicht liegt darin der Grund für die ausgelassene, ehrliche Fröhlichkeit.

 

 

FOTO 2:
Achim Mentzel eroberte zuerst die DDR und danach ganz Deutschland (Foto: Manfred Gößinger)

 

Quelle: Musikmarkt - 23.04.2010

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