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Andreas Gabalier kocht sein eigenes Ding |
Posted by admin (admin) on 02.07.2013 at 09:21 |
Andreas Gabalier kocht sein eigenes Ding
Andreas Gabalier 2013: "VolksRock'n'Roller" mit einem Schuss Amerika (Foto: Michael Mey)
Für die Aufnahmen zu "Home Sweet Home" war Andreas Gabalier auch in Nashville (Foto: Michael Mey)
Vor vier Jahren war für den Andreas Gabalier noch alles ganz anders als heute und deshalb unterscheidet der Andi aus Graz mittlerweile zwischen altem und neuem Leben. Das alte Leben bestand aus einigen Monaten Studium, Sommerjobs als Kellner am Wörthersee und Musizieren im Keller bei Muttern. Das neue Leben ist um einiges turbulenter. Echo, Bambi, Amadeus, Gold, Platin und "wer weiss was noch alles an"-Awards…
Es ging rasend schnell. In allen Belangen. Das erste Album war die erste Visitenkarte. Wer ist er, was macht er, wo will er hin? Heute würde es heißen: "Who is he and what is he to us?" Aber heute ist das neue Leben und das Ende vom Alten begann mit dem Album "Da komm ich her". Andreas Gabalier stellte sich vor. Brav war er. Na ja, ziemlich brav, aber dieses "anders als die anderen sein", das da in ihm steckte, das war auch da schon spürbar – sofern man sich traute, im volkstümlichen Sektor die Nase über den Tellerrand zu stecken und seismologische Schwingungen aufzunehmen, die bereits ankündigten, dass sich da einer in Bewegung gesetzt hat. Das erste Album war ein großer Erfolg und das wiederum gab dem Andi die Legitimation für die zukünftige Durchsetzung des eigenen Willens.
Gabalier zaubert das Wort "VolksRock'n'Roll" aus dem Hut
Bei Album Nummer zwei ließ er sich von niemandem mehr viel dreinreden. "Wer da alles auf einmal reinreden wollte," erinnert er sich heute. Aber nur Freund und Producer Matze und sonst eine kleine Auswahl an Vertrauten war es, von denen er Einflussnahme zulassen wollte. Wieder war die Entscheidung richtig. "Herzwerk" wurde der Mega-Knaller. "I sing a Liad für di" zum erfolgreichen Gassenhauer mit einer Halbwertszeit von gut und gern 30 Jahren. Mit Selbstvertrauen positiv bis Oberkante Unterlippe aufmunitioniert setzte Andreas Gabalier beim dritten Album selbstbewusst das Statement der eigenen Kategorie. Er, der mit seiner Musik zwischen vielen Genres tanzt, die Formate nur so überspringt und überall dabei vom Publikum ob dieser Format-Ignoranz positiv bestätigt wird, zauberte das Wort "VolksRock’n’Roll" aus dem Hut und niemand fragt mehr, was das eigentlich soll. Weshalb auch, der Name ist selbsterklärend und der Protagonist ist der "VolksRock’n’Roller". Basta. Mehr als 120.000 verkaufte Live-Tickets – alleine 2012 - sind die Bestätigung dafür, dass da keine Erklärung notwendig ist.
Der "VolksRock’n’Roll" ist die Freiheit, die Genres mit einander zu vermischen, Ingredienzen so zusammen zu bringen, dass sie immer auf ihre Art Massen begeistern können. Rock und volkstümliche Musik. Dazu Country-Elemente genauso, wie der Schuss Rockabilly – so ungefähr! Die Texte? Vom Schweinsbraten, den Dirndln, die Freunde mit ihren Motorrädern bis zur Stewardess und das Ticket für den "Mile High Club" reicht die Bandbreite. Gabalier singt über Liebe ebenso wie über Trauer oder einfach nur über das Leben, vermehrt über das eigene.
Es ist Bauernschmaus-Rockabilly. In Graz ausgedacht und Berlin und Nashville gekocht. Wie dereinst die Gründerväter des Rockabilly bedient sich auch der Andi aus dem musikalischen Erbe des alten und neuen Kontinents und macht daraus sein Ding. Rhythm & Blues, Country, Rock und das Alpenland. Alles ins Heute geholt. "VolksRock’n’Roll" und irgendwie fragt man sich, warum da nicht vor 20 Jahren schon wer draufgekommen ist, wo doch alles auf der Hand liegt.
"Home Sweet Home" – das neue Album von Andreas Gabalier
Gott sei Dank gibt’s ihn auch auf Englisch, den Spruch! Man möge sich nur vorstellen, wie sich denn "Trautes Heim. Glück allein" als Titel auf einem Album-Cover gemacht hätte. Den Geruch von Zierpölstern und Stickbildern hat zwar auch die englische Variante – aber ja, sie ist einfach cooler. Da kann man noch so sehr auf die Vermeidung von Anglizismen setzen, in diesem Fall kommt der Spruch einfach besser rüber. "Home Sweet Home" ist der Titel und der Titelsong des neuen Albums von Andreas Gabalier. Die Songs, zumindest die meisten auf dem Album, haben ihren Ursprung auch genau dort: Daheim in Graz. Im Wohnzimmer stapeln sich seit Jahren die schwarzen Scheiben. Papas Plattensammlung und: "So gut wie jedes Familienfest ist irgendwann zu einer Platten-Party geworden," erzählt Andreas Gabalier.
Diese Scheiben waren es, sind es sogar bis heute, die den Musiker Gabalier geprägt haben. Johnny Cash, Dolly Parton, Jerry Lee Lewis und natürlich Elvis, die Everly Brothers und die Akkorde von Buddy Holly. 50er, 60er, 70er Jahre. Musik aus einer Zeit, die der Jahrgang 1984 zeitversetzt, Titel für Titel, Stimme für Stimme für sich eroberte. Dieses Biotop, in dem sich Rockabilly genauso herumtrieb wie Peter Alexander oder die Oberkrainer und Johnny Cash, das ergab eine Vielfalt, die auf fruchtbaren Boden traf. "Ich war nie nur einem Gerne verbunden. Was mir gefallen hat, habe ich aufgesogen," sagt Andi. Und in der Tat, das neue Album ist wieder ein Schritt in eine weitere Richtung. Mit Freund, Kollege, Producer Matze Roska hat der "VolksRock'n'Roller" das Studio in Berlin für einen Ausflug nach Nashville verlassen. "Einfach ein bissl andere Einflüsse zulassen", sagt er. Die TV-Kamera war mit dabei und so kennt man die weitere Geschichte heute schon.
"In einem Studio arbeiten, wo die Country-Heroes aufnehmen"
Die große US-Karriere… Wachsen da die Träume in den Himmel? "Aber geh, einfach nur probieren. Ich wollte da immer schon einmal hin, dort wo all die Platten vom Papa herkommen. Das war der Traum, den ich mir erfüllen wollte. In einem Studio arbeiten, wo die Country-Heroes aufnehmen, das wäre früher nie drin gewesen, aber jetzt halt schon," erklärt Andreas gabalier. Und so wurden fünf Songs in Nashville eingespielt. Amerikanische Studiomusiker spielen zu Andy Gabaliers "Stenglish", seinem steirischen Englisch. Gabalier versucht gar nicht, wie George Jones und Tammy Wynette zu knödeln. Sein Englisch hat den Zungenschlag der Heimat und die ist Graz. Aber genau das macht diese Songs auf ihre Art spannend. Einige Tage in Nashville aufnehmen, über 100 in Berlin – das ist die Bilanz. Der Kunst von Matze Roska ist es zu verdanken, dass "Home Sweet Home" ein homogenes Album geworden ist, der Ausflug über den Atlantik und der alte Kontinent gut in der Steiermark zusammengewachsen sind.
"Ich fahre, wenn es irgendwie geht, nach Hause"
"Home Sweet Home" ist ein Album, das bisher am stärksten das neue Leben des Andreas Gabalier dokumentiert. Um 180 Grad hat sich bei ihm alles gedreht, Zeit ist ein rares Gut geworden, der Termindruck ist mit dem der früheren Jahre nicht mehr zu vergleichen. Gabaliers Ausgleich ist dieses "Home Sweet Home". Zu Hause, das eigene Bett, das eigene Kissen, in seinem Dialekt von Andi liebevoll "mei Poister" genannt. Hotels machen ihm gerne eine Freude und stecken ihn in eine Suite mit einer Bettdecke so groß wie ein halbes Fussballfeld, schwer wie ein Teppich. Handtücher, die nach Chlorbleiche riechen und nicht nach Graz-St. Peter. "Ich trinke für mein Leben gerne Wasser. Stehe in der Nacht auf, lasse das Wasser aus dem Hahn mir minutenlang direkt in den Mund rinnen, aber mach das einmal in irgendeiner Großstadt… Da erkennst du den Unterschied. Bei mir daheim, da kommt das Wasser kalt und in einer Reinheit aus der Leitung, wie sonst nirgendwo," so Gabalier. Heimweh? "Ich stehe unheimlich gerne auf der Bühne. Für mich ist ein Traum wahr geworden. Eine halbe Stunde bevor ich rausgehe, hänge ich mir die Harmonika um und tauche in mich selbst ab. Was für ein irres Gefühl.. Das Gewicht des Instrumentes spüren, übers In-Ear höre ich die Menschen und die Atmosphäre in der Halle… Aber anschließend, wenn alles vorbei ist, fahre ich, wenn es irgendwie geht, nach Hause. Schaue, dass ich noch einen Flug erwische und selbst wenn 800 Kilometer vor mir liegen… Ich fahre." Daheim! Graz-St. Peter. "In meine Gasse", wie er sagt.
"VolksRock'n'Roll" mit einem Schuss Amerika
Das neue Album ist ein Statement. Musikalisch ist es "VolksRock'n'Roll" mit einem festen Schuss Amerika im Arrangement. Die Bandbreite der Songs bunt und die Texte Gabalier pur. Seine Handschrift beim Texten ist, dass er keine hat. Er nimmt die Themen, so wie sie ihm über den Weg laufen oder seiner Fantasie entspringen. Da gibt’s – unter anderem - "Ab zum See", eine Sommernummer mit Country-Fiedel, Freude, Spaß – nur bitte kein Regen. Dann: "Die Beichte", ein Titel mit Blues-Intro samt ZZ-Top-Feeling und einem Text, der aber so was von aus dem Leben geschrieben ist… aus Buben-Köpfen stammt und dort ab der Pubertät nicht mehr aus den Gehirnwindungen zu kriegen ist.
Ein Juwel ist der Song "Der Himmel". Er dauert über sieben Minuten und ist keine Sekunde zu lange. Geiles Intro, geiler Titel, unglaubliches Arrangement. Das Lied "The Man of Volks Rock’n’Roll wird die Vorurteile befeuern, dass sich der gabalier da nun ein Denkmal gesetzt hat, sich selbst als 12ender-Hirsch bezeichnet. Natürlich alles überzeichnet, aber die Kritiker werden ihm die Ironie, die da drin steckt, nicht abnehmen. Soll so sein, ein Vorurteil mehr haut den Mann auch nicht um, aber musikalisch werden Erinnerungen an Molly Hatchets "No Guts...No Glory" aus dem 83er-Jahr wach und man freut sich schon drauf, den Titel live zu erleben. Die Gitarren! Es kracht und klingt unglaublich gut. "Da bin i daham und da g’hör i hin" singt Andreas Gabalier in diesem Lied und es ist wohl das ehrlichste Statement, welches die Brücke zwischen altem und neuem Leben schlägt.
Wann kommt die Vinyl-Ausgabe mit gesticktem Cover?
"Home Sweet Home": Das Album hat noch viel mehr zu bieten, aber hier wird der Platz knapp und alle schreien eh schon, dass so lange Texte niemand liest. Sei’s drum! Bleibt am Ende nur eine Frage, die bisher noch niemand beantwortet hat: Wann kommt die Vinyl-Ausgabe mit gesticktem Cover?
Andreas Gabalier - Tour 2013
26.09. Passau, Dreiländerhalle
27.09. Nürnberg, Frankenhalle
28.09. Regensburg, Donau-Arena
02.10. Kempten, bigBox
03.10. Ingolstadt, Saturn-Arena
04.10. Heilbronn, Harmonie
05.10. Frankfurt, Jahrhunderthalle
10.10. Leipzig, Messehalle
11.10. Berlin, Tempodrom
12.10. Hamburg, o2 World
17.10. Köln, LANXESS arena
18.10. Oberhausen, König-Pilsener-ARENA
19.10. Siegen, Siegerlandhalle
20.10. Münster, Münsterlandhalle
24.10. Zwickau, Stadthalle
25.10. Erfurt, Messehalle
26.10. Bayreuth, Oberfrankenhalle
06.11. Essenbach, Eskara
07.11. Stuttgart, Porsche-Arena
08.11. München, Olympiahalle
Autor: Andy Zahradnik
Quelle: Musikmarkt - 27.06.2013
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