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Daliah Lavi - "Good-bye und Danke!"

Posted by admin (admin) on 02.11.2009 at 04:29
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Daliah Lavi - "Good-bye und Danke!"


Nach dem Comeback, der Abschied. Daliah Lavi nimmt ihn stilvoll, mit einem grandiosen Livealbum, das Mitte Oktober als CD-DVD-Box erscheint. Ihre Kinder hätten ihre Musik gehasst, gab Daliah Lavi vergangenes Jahr selbstbewusst im Ersten Deutschen Fernsehen zu Protokoll. Nachdem sie sich in den 1990er Jahren vom Showbusiness verabschiedet hatte, wollte die bekannteste Chansonsängerin Deutschlands nur noch Mama und Familienmensch sein. Abgeschirmt vom Showgeschäft, in den Bergen von North Carolina, in einem rustikalen Natursteinhaus, flankiert von ihrem vierten Ehemann, dem Großindustriellen Charles Gans, zog Daliah Lavi ihre vier Kinder groß. "Kinder lieben Hard-Rock, coolen Hip Hop und solche Musik, und dann waren meine Songs auch noch auf Deutsch", beschrieb Lavi den Kulturschock ihres Nachwuchses. Als aber die Kinder groß wurden, wollten sie doch mal sehen, was die Mama früher gemacht hatte. Und das bewog Daliah Lavi dazu, noch mal ins Rampenlicht zu treten, ein neues Album aufzunehmen.


Im letzten Herbst feierte sie im deutschen Fernsehen ein Wiedersehen mit ihrer größten Fangemeinde. Sechs Millionen Zuschauer sahen Lavi am 25. Oktober 2008 bei Carmen Nebel im ZDF. Wie viele Generationen hat die 1942 im heutigen Palästina geborene Tochter deutsch-russischer NS-Flüchtlinge begeistert! Als Schauspielerin der 1960er triumphierte sie in Kultfilmen wie "Casino Royale" oder, an der Seite von Gert Fröbe, im "Stahlnetz des Dr. Mabuse". Und natürlich in "Old Shatterhand", wo sie einen heranwachsenden Knaben namens Dieter Bohlen nachhaltig beeindruckte (wie dieser ausführlich in seiner kontroversen Autobiografie "Nichts als die Wahrheit" erörtert, wozu sich die politisch engagierte Lavi nie äußerte). Auf dem Höhepunkt ihres Filmruhms kehrte die Israelin aus der Babypause nicht mehr auf Leinwand zurück und brach dafür in den 70er Jahren im deutschen Musikgeschäft durch.


Für das Polydor-Label schob der Hamburger Produzent Jimmy Bowien die Karriere der geheimnisvollen Schönen mit den anspruchsvollen Chansons an. 1970 belegte die Sängerin mit "Prends l'amour" beim International Song Festival in Tokio den 13. Platz. Lavi sang fortan auf Deutsch, Französisch, Englisch, Hebräisch, Italienisch und Spanisch. Doch vor allem in Deutschland überzeugte sie mit ihren eigenwilligen Interpretationen, die sich deutlich vom damaligen Schlager-Einerlei absetzten. Die von den Erfolgstextern Miriam Frances oder Michael Kunze speziell auf ihr dunkles Timbre zugeschnittenen Versionen waren in Deutschland weitaus erfolgreicher als die Originale. Etwa "Jerusalem" (im Original ein Instrumental von Herb Alpert) oder "Wer hat mein Lied so zerstört, Ma? (im Original "What Have They Done To My Song, Ma?" von Melanie), später auch "Wär' ich ein Buch" ("If You Could Read My Mind" von Gordon Lightfoot) oder "Ich woll't nur mal mit dir reden" ("I Just Called To Say I Love You" von Stevie Wonder). Ihr "Signature-Song" "Oh, wann kommst Du" (1971 auf Platz 4 der deutschen Single-Charts) repräsentiert dabei nicht wirklich die vielschichtige, facettenreiche Stimme von Daliah Lavi - auch wenn "Oh, wann kommst Du" ihr kommerziell erfolgreichster Song bleiben sollte.


Ab 1990 machte sich die Lavi rar, bis auf ein letztes Duett mit Karel Gott ("Ich bin da um dich zu lieben", im Original "When You Tell Me That You Love Me" von Diana Ross), das damals vergeblich auf ein Album hoffen ließ. Was für eine Überraschung gelang ihr also 2008 mit "C´est la vie", dem finalen Studio-Meisterwerk von Daliah Lavi, geschrieben und produziert von ihren alten Weggefährten Michael Kunze und Dieter Falk. Kunze und Falk sind die Champions des deutschen Pop. Kunze schrieb unter anderem für die Münchener Disco-Formation Silver Convention epochale Hits wie "Fly Robin Fly" oder "Lady Bump". Auf das Konto von Falk gehen circa fünfzig Gold und Platin-Schallplatten, er produzierte Gitte Haenning, Katja Ebstein, Patricia Kaas, Roger Chapman, Kenny Rogers, Reba McEntire. Auf "C´est la vie" hat das Team 5 neue Songs mit 12 Klassikern aus dem Repertoire Lavis verbunden.


Eigentlich wollte sie sich 2008 mit diesem Album und einigen wenigen Fernsehauftritten von ihrem deutschen Publikum verabschieden - und, wie gesagt, ihren Kindern zeigen, was Mama früher so gemacht hat. Nach dem gefeierten Gastspiel bei Carmen Nebel zog "C´est la vie" dann allerdings mit Pauken und Trompeten in die deutschen Charts ein, erreichte in der ersten Woche Platz 24 der deutschen Albumcharts wie auch Platz 1 der deutschen Airplaycharts, zeigte Boyzone, Andrea Bocelli und André Rieu die Rücklichter. Somit entschloss sich Daliah Lavi im Frühjahr 2009 dazu, noch ein letztes Mal auf Tournee durch 12 deutsche Städte zu gehen, unter der musikalischen Leitung von Falk. Weder musste sie sich dafür "neu erfinden", noch machte sie irgendwelche Zugeständnisse an den "Zeitgeist". Daliah Lavi präsentierte sich so authentisch und zeitlos wie schon in den 1970ern.


Auf 2 CDs und einer DVD mit dem Titel "C'est la vie-Live" lassen sich nun die bewegenden Momente ihrer außergewöhnlichen aktuellen Konzerte noch einmal hautnah miterleben, lässt sich in modernster Bildqualität die gereifte Schönheit des Weltstars bewundern. Neben den neuen Titeln finden neue Live-Versionen ihrer großen Hits und Klassiker den Weg auf das Album: "Willst du mit mir gehen", "Oh, wann kommst Du", "Jerusalem", "Mutter Erde weint", "Schalt dein Radio ein", "Israel" oder "Wer hat mein Lied so zerstört, Ma".? Insgesamt befinden sich jeweils 23 Titel auf den CDs und der DVD. Am 12. Oktober feiert Daliah Lavi ihren 67. Geburtstag, in North Carolina, umringt von ihren Kindern und Enkelkindern. Wo andere Kollegen ihres Alters dem Applaus hinterher hecheln, ist die elegante Lady mit Stil abgetreten. Pure gratuliert.

 

Quelle: Tim Weber - pure.de Newsletter - 09.10.2009

 

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