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Karat im Interview mit Musikmarkt: "Unsere Musik soll nie ihre Karat-Seele verlieren"

Posted by admin (admin) on 15.04.2015 at 08:34
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Karat im Interview mit Musikmarkt: "Unsere Musik soll nie ihre Karat-Seele verlieren"
 

Karat feiern 40 Jahre (Foto: Ausschnitte aus dem Cover zu "Seelenschiffe"/Universal Music)
 


In diesem Jahr feiern Karat das 40-jährige Bandbestehen, u.a. mit einem Album, einer ausgedehnten Tour und einem Jubiläumskonzert in der Waldbühne Berlin. Im Interview mit "musikmarkt" sprechen Gitarrist Bernd Römer und Sänger Claudius Dreilich über die Anfänge der Band, das neue Album und den Spagat zwischen traditionell und modern.

 

Musikmarkt: Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, aber Karat hat vor 40 Jahren als Tanzband begonnen?

Bernd Römer: Oh ja, wir haben damals alle Tanzsäle in der DDR von Norden bis Süden bespielt. Fünf Stunden lang beim Jugendtanz bekannte internationale Stücke nachgespielt, wir hatten ja auch anfangs kein eigenes Material. Das kam aber irgendwann dazu. Trotzdem mussten wir uns die Konzerttätigkeit regelrecht erkämpfen, weil das gar nicht so gewünscht war von unserer Obrigkeit.

 

Schnell wurdet Ihr zur erfolgreichsten DDR-Band neben den Puhdys.

Bernd Römer: Ja, wir haben Millionen Platten verkauft und das auch vor der Wende in Westdeutschland. Dort hatten wir sogar als erste DDR-Band eine Goldene Schallplatte bekommen.

 

Die DDR-Zeit ist inzwischen der geringere Abschnitt in der 40-jährigen Bandgeschichte. Trotzdem wird Karat heute noch vorwiegend als Ostrockband wahrgenommen. Stört dich das?

Bernd Römer: Ne, warum? Die DDR ist nun mal unsere Herkunft. Durch sie sind unsere großen Hits geprägt worden, vielleicht wären sie woanders gar nicht so entstanden. Gewisse Dinge werden eben von dem geprägt, wo man lebt. Musik gehört dazu.

 

Spielte es für euer neues Album „Seelenschiffe“ eine Rolle, dass der Produzent Ingo Politz euch bereits von früher kennt?

Bernd Römer: Klar, wir kennen uns bestimmt schon, seit es Karat gibt. Die Konstellation mit Ingo erwies sich als doppelt gut, weil er einerseits einer der großen, anerkannten Produzenten in Deutschland ist und er uns eben aus dem FF kennt. Bei der Produktion haben wir dazu mit vielen jungen Leuten um uns herum gearbeitet, die sich in das Karat-Typische einfühlen mussten, auch Textern. Unter der Regie von Ingo ist da eine schöne Synthese entstanden.

 

Claudius, Du bist "erst" seit zehn Jahren Sänger von Karat und ein Stück jünger als die Kollegen. Gibt es da schon mal einen musikalischen Generationskonflikt?

Claudius Dreilich: Nö, überhaupt nicht. Wir sind uns überraschenderweise immer ziemlich einig. Echte Konflikte gibt es eigentlich nicht, sicher auch weil ich mit Karat-Musik im wahrsten Sinne aufgewachsen bin. Wir hören zwar alle oft auch verschiedene Musik, sind aber sehr kompromissbereit bei unserem eigenen Schaffen. Außer in einem Punkt: Unsere Musik soll nie ihre Karat-Seele verlieren. Da passen wir alle fünf gleichermaßen auf. Notfalls wird eben umarrangiert.

 

Du hast 2005 den Platz deines verstorbenen Vaters Herbert Dreilich als Karat-Frontmann eingenommen. Spürst du noch eine Art Schatten vom Vater als Vorgänger?

Claudius Dreilich: Den habe ich nie gespürt, weil ich meinen Vater immer extrem geliebt habe. Er war und ist natürlich immer irgendwie präsent, aber nicht als Schatten. Wenn ich ihn im Kopf habe, dann denke ich: Vielleicht ist er gerade über dir und guckt zu. Sicher wurde ich anfangs auch mal von den Fans kritisch beäugt, aber ich habe von ihnen wohl auch eine Menge Bonuspunkte bekommen. Das machte es mir nicht so schwer. Der Tod meines Vaters war im Übrigen für die ganze Band eine Katastrophe. Trotzdem stand nie die Frage des Aufhörens nie im Raum.

 

Die großen Karat-Hits stammen alle aus der Feder von Ed Swillms. Warum hat er keine Songs zum neuen Album beigesteuert?

Bernd Römer: Ed, den ich ja ab und zu besuche, hat seine eigenen Vorstellungen. Er hat tolle Sachen geschrieben, so soul-bluesige Nummern und er möchte gern in englisch produzieren. Das ist allerdings etwas, was wir als Karat schlecht verkörpern können. Vielleicht macht man das irgendwann mal zusammen, kann durchaus sein, aber jetzt zum 40-jährigen Bandjubiläum wollen wir einfach zeigen, dass wir einerseits uns zu unserem typischen Sound bekennen und trotzdem nicht stehen geblieben sind, sondern nach vorne schauen. Deswegen ja auch die Arbeit mit jungen Leuten.

 

Um den Spagat zwischen traditionell und modern besser hinzubekommen?

Bernd Römer: Ja, ich glaube, dass wir das wirklich gut hinbekommen haben. Etliche Leute haben mir schon gesagt, dass das Album nach jedem Hören schöner klingt. Vielleicht haben wir ja Glück, dass wir beide Ebenen treffen: die Mainstream-Ebene, für die Hörer schnell erreichbar, und die etwas weitere Ebene, denn es ist an sich auch ein Album, in das man sich reinhören sollte und vielleicht auch muss.

 

Karat-Hits wurden von Maffay bis Helene Fischer gecovert. Gab’s auch mal richtig schräge Nummern?

Bernd Römer: Ed Swillms sagte mal, dass er eine ganze tolle, kaputte Version vom „Blauen Planet“ nachts im Radio gehört hätte. Wahrscheinlich gibt es nicht wenige Musiker, die uns auch auf ganz kuriose Weise gecovert haben. Was ja auch cool ist, unsere Songs im Original zu spielen – das können wir ja selbst.

 

Am 20. Juni gibt’s in der Berliner Waldbühne das große Jubiläumskonzert. Danach geht’s einfach weiter?

Bernd Römer: Bei uns geht’s immer weiter, solange wir gesund sind. Wie groß unsere Motivation noch ist, hat sich ja bei der Produktion des Albums gezeigt. Und wenn wir mal unseren Rücktritt ankündigen, dann hören wir auch auf. Solange wir noch Ideen haben und die Leute uns mögen, sehen wir jedoch keinen Grund zum aufhören. Spaß haben wir allemal.

 

Karat - live 2015
 10.04. Erfurt, Alte Oper
 11.04. Erfurt, Alte Oper
 09.05. Freyburg, Rotkäppchen Sektkellerei
 16.05. Merkers, Erlebnisbergwerk
 17.05. Merkers, Erlebnisbergwerk
 06.06. Müllrose, "Live im Schlaubetal"
 13.06. Schirgiswalde, Festzelt am Gondelteich "350 Jahre Stadtrecht"
 20.06. Berlin, Waldbühne Berlin "40 Jahre Karat – Das EINZIGE Jubiläumskonzert"
 27.06. Thale, Bergtheater
 01.08. Doberlug-Kirchhain, "Rock am Schloss"
 22.08. Magdeburg, Seebühne im Elbauenpark
 19.09. Delitzsch, Schlossfest
 03.10. Neckarwestheim, Reblandhalle

 

Karat - "Karat Akustik" 2015/2016
 17.10. Plauen, Festhalle
 31.10. Wismar, Georgenkirche
 06.11. Stralsund, Alte Brauerei
 07.11. Lutherstadt Wittenberg, Phönix Theaterwelt
 13.11. Görlitz, Gerhart Hauptmann Theater
 14.11. Eilenburg, Bürgerhaus
 20.11. Coswig, Börse Coswig
 21.11. Cottbus, Stadthalle
 27.11. Magdeburg, Johanniskirche
 28.11. Neubrandenburg, Konzertkirche
 11.12. Gera, KuK
 01.04. Leipzig, Gewandhaus Leipzig
 08.04. Neuenhagen, Bürgerhaus
 30.04. Halle, Steintorvarieté
 04.11. Dresden, Lukaskirche
 05.11. Chemnitz, Stadthalle

 


Autor: Gunnar Leue
 
Quelle: Musikmarkt - 01.04.2015

 

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