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Oberkrainer-Sound-Erfinder Slavko Avsenik ist tot – ein Nachruf

Posted by admin (admin) on 06.07.2015 at 07:48
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Oberkrainer-Sound-Erfinder Slavko Avsenik ist tot – ein Nachruf
 

 

Im Alter von 85 Jahren verstorben: Slavko Avsenik (Foto: mistel musik)
 

 

 

Mit seinen Original Oberkrainern avancierte zu einem der erfolgreichsten Volksmusiker überhaupt (Foto: Privatarchiv Avsenik)
 

 


Wien – Die Musikwelt trauert um Slavko Avsenik, der am 2. Juli 2015 im Alter von 85 Jahren nach einer schweren, kurzen Krankheit verstorben ist. Der Ort Begunje in der slowenischen Region Oberkrain hat seinen großen Sohn verloren.


Das Lebenswerk von Slavko Avsenik ist nicht hoch genug zu würdigen. Der volkstümlichen Unterhaltungsmusik hat er durch den von ihm und seinen Bruder Vilko kreierten Oberkrainer-Sound vor mehr als 60 Jahren eine frische Stilistik gegeben, hat sie nahezu revolutioniert.


Gemeinsam mit Bruder Vilko hat Slavko Avsenik Anfang der 50er Jahre einen neuen, einzigartigen Sound kreiert. Dem Künstler gelang es, in die bodenständige Musik seiner Heimat moderne Elemente einfließen zu lassen, wovon viele direkt aus dem Jazz übernommen wurden. Die typische Besetzung Akkordeon, Bariton oder Bass, Gitarre, Klarinette und Trompete ist stilbildend, der Sound aus dem Repertoire zahlreicher Musikgruppen nicht mehr wegzudenken. Bis heute beeinflusst diese Musik heranwachsende Musikergenerationen. "Oberkrainer" ist durch Slavko Avsenik zum zeitlosen Markenzeichen geworden.


Rekorde und jede Menge Edelmetall


Im Laufe der Karriere verkauften Slavko Avsenik und seine Original Oberkrainer über 36 Millionen Schallplatten, die Gruppe wurde mit 31 Gold- und Platin- sowie einer Diamantenen Schallplatte (zehn Mio. verkaufte Schallplatten) in den verschiedenen Ländern Europas ausgezeichnet. Aus der Feder des Autodidakten Slavko Avsenik und seines Bruders Vilko stammen über 1000 Musikstücke.


Avseniks Titel "Trompetenecho", der größte Hit der Original Oberkrainer, eröffnete als Erkennungsmelodie 20 Jahre lang die Eurovisions-Sendung "Musikantenstadl" und zählt bis heute zum Standard-Repertoire nahezu jeder volkstümlichen Formation. Von der deutschen Urheberrechtsgesellschaft GEMA wurde das "Trompetenecho" 2004 als das ‚meist aufgeführte Instrumentalstück des Jahrhunderts‘ ausgezeichnet. Im "Guiness-Buch der Rekorde" wird Avsenik als "Head of the folk music" geführt und gewürdigt.


Als erste volkstümliche Gruppe durften die Original Oberkrainer in der Berliner Philharmonie auftreten – mit ausdrücklicher Erlaubnis des Hausherren Herbert von Karajan – was einmal mehr den künstlerischen Stellenwert und die Qualität der Musik unterstreicht.


Grenzen sprengen


Doch nicht nur musikalisch hob Slavko Avsenik Grenzen auf. Seine neue Volksmusik aus Oberkrain baute Brücken über die politischen Systeme hinweg und verband Menschen miteinander, die durch Schlagbäume getrennt waren. Der erste musikalische Erfolg der Original Oberkrainer war grenzüberschreitend zu einer Zeit, als Landesgrenzen noch nahezu unüberwindlich waren.


Der Zufall wollte es damals, dass aus der einzigartigen Musik etwas ganz Großes wird: 1955 spielten Avsenik & Kollegen einige Titel für die "Slowenische Stunde" von Radio Kärnten ein, unter anderem die Polka "Trompetenecho". Zur selben Zeit verbrachte der Münchner Radio-Redakteur Fred Rauch seinen Urlaub am Wörthersee, hörte die unbekannte Musik aus dem Radio und es gelang ihm, die Kärntner Kollegen voll Begeisterung zu überzeugen, ihm eine Kopie der Aufnahmen für die eigene Sendung bei Radio München auszuhändigen. So wurden die Oberkrainer erstmals in Deutschland vorgestellt: Der Grundstein eines schier unaufhaltsamen musikalischen Siegeszuges der Avsenik-Musik durch Europa und viele Länder der Welt war gelegt.


Slavko Avsenik und seine Musik haben in all den Jahrzehnten völkerverbindend als Wegweiser gewirkt. Die Musik und der Erfolg der Oberkrainer haben nicht zuletzt das Heimatland Slowenien, das bis 1991 zum kommunistischen Jugoslawien gehörte, bekannt gemacht. Begunje mit dem Veranstaltungszentrum Avsenik, dem angeschlossenen Oberkrainer-Museum und dem Geburtshaus von Slavko Avsenik zählt seit Jahrzehnten zu den ersten touristischen Zielen der kleinen Alpenrepublik am Fuße der Karawanken.


Slavko Avseniks Vermächtnis


In seiner Musik wird er weiterleben, seine Kompositionen und der einzigartige Sound sind unsterblich. Eine große Freude bis zuletzt war es für ihn, die Karriere von Enkel Saso Avsenik und seinen Oberkrainern auf den Weg zu bringen. Seit dessen Debüt 2009 im "Musikantenstadl" war er als Autor und Mentor für die junge Gruppe tätig, unzählige seiner Kompositionen für den Enkel sind noch nicht veröffentlicht.


Slavko Avsenik hinterlässt seine Frau Brigitta, mit der er über 60 Jahre verheiratet war und die drei Söhne Slavko Jun., Martin und Gregor. Das musikalisches Erbe des "Revolutionärs der Volksmusik" wird von der Familie, seinem Sohn Gregor und seinem Enkel Saso Avsenik in zweiter und dritter Generation erfolgreich gepflegt und ganz im Sinne und mit dem Segen des großen Slavko Avsenik weiter getragen.


Als letzte Ruhestätte hat er selbst Begunje, seinen Heimatort, den Ort seiner Familie, auserwählt. Fans, Freunde und Wegbegleiter auf der ganzen Welt verabschieden sich mit einem schlichten, aus tiefem Herzen kommenden "Hvala lepa". Danke, Slavko Avsenik.

 

Autoren: Andy Zahradnik / Familie Avsenik

Quelle: Musikmarkt - 03.07.2015

 

 

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