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Silbermond im Interview mit Musikmarkt - "Himmel auf" wieder auf Erfolgskurs

Posted by admin (admin) on 03.04.2012 at 08:05
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Silbermond im Interview mit Musikmarkt - "Himmel auf" wieder auf Erfolgskurs
 

 


Silbermond plauderten mit "Musikmarkt" über die Aufnahmen zu "Himmel auf" (Foto: Daniel Lwowski)

 

 

 

 

 

"Himmel auf", das vierte Silbermond-Album, erschien Mitte März bei Sony Music

 

 

Zahlreiche Newcomer-Bands träumen davon, sie haben es geschafft: Silbermond gehören zu den erfolgreichsten deutschen Acts. Bislang verkaufte die Bautzener Band über 3,5 Millionen Tonträger. Zwei ihrer Singles, "Das Beste" und "Irgendwas das bleibt", enterten Platz eins der deutschen Charts. Sieben Echos hat die Band bereits abgeräumt. Mit "Himmel auf" (Back2Back Records/ Sony Music ), ihrem vierten Studioalbum, entern Silbermond diese Woche Platz zwei der deutschen Album-Charts - vor Pop-Queen Madonna. "Musikmarkt" traf Sängerin Stefanie Kloß, Gitarrist Thomas Stolle, Bassist Johannes Stolle und Schlagzeuger Andreas Nowak bereits vor dem Album-Release im Februar zum Gespräch.

 

Musikmarkt: Unheilig, Casper, Tim Bendzko - deutschsprachige Musik ist derzeit sehr gefragt. Ihr bleibt eurem Erfolgsrezept weiterhin treu?
Thomas Stolle: Wir haben ja ursprünglich als Coverband angefangen und damals auf Englisch gesungen - oder besser gesagt: Schulenglisch. Dann haben wir gemerkt, dass uns die deutsche Sprache besser liegt. Wir werden auch weiter Deutsch texten und schreiben, schließen es aber nicht aus, vielleicht mal was auf Englisch aufzunehmen. Grundsätzlich liegt uns Deutsch aber viel besser.

 

Stefanie, du hast ja vor kurzem mit Tom Lüneburger einen englischen Song, "We Are One", aufgenommen.

Stefanie Kloß: Das war schon etwas Besonderes. Wir wollten schon immer mal was mit Tom machen. Es war aber schon seltsam für mich, Englisch zu singen. Zum damaligen Zeitpunkt steckten wir bereits mitten in den Aufnahmen zum neuen Album. Von daher war ich gerade sehr auf deutsche Texte fixiert. Dennoch hat es unglaublich viel Spaß gemacht. Es tut gut, zwischendurch mal was anderes machen. Mit anderen Künstlern zu arbeiten, bringt sehr viel Kreativität mit sich.

 

Ein englisches Album wird es aber vorerst nicht geben?

Thomas Stolle: Das wollen wir den Leuten nicht antun. (lacht) Wie gesagt, unsere Englischkenntnisse gehen nicht über die Fähigkeit, in London einen Kaffee zu bestellen, hinaus. Das würde nicht reichen, um wirklich gute Lieder zu schreiben, die unseren Ansprüchen gerecht werden. Das sieht man ja auch bei Herbert Grönemeyer. Seine Texte berühren sofort. Bei englischen Texten hat man oft nicht so einen direkten Zugang. Man macht sich weniger Gedanken über den Inhalt.

 

Ist Herbert Grönemeyer ein Vorbild für euch?

Stefanie Kloß: Neben anderen auf jeden Fall. Grönemeyer jongliert mit Worten. Es ist schwierig, gewisse Themen in nur einem Song auf den Punkt zu bringen. Das ist eine Kunst - ohne dabei verkopft oder kompliziert zu klingen. Grönemeyer - genau wie einige andere Künstler wie z.B. Bosse - schafft das. Auch das letzte Silly-Album ist großartig. Die haben ebenfalls eine spezielle Art, mit deutschen Texten umzugehen. Man darf keine Angst haben vor seiner eigenen Sprache.

 

Künstler mögen keine Vergleiche, dennoch: Euer neuer Song "Gegen" erinnert stark an "Die Reklamation" von Wir sind Helden.

Stefanie Kloß: Weil es eine Aufzählung ist? Textlich und streckenweise auch musikalisch. Beide Stücke sind so eine Art Protest-Songs.
Thomas Stolle: Unser Song "Gegen" ist gar nicht unbedingt politisch gemeint. Es geht eher um Leute, die immer prinzipiell gegen alles sind, gleichzeitig aber auch keine Lösungsvorschläge bieten. Das Stück ist mit einem Augenzwinkern zu sehen.

 

Andreas, in einem Podcast habe ich gesehen, dass du dir während der Aufnahme-Sessions blaue Flecken geholt hast. Gab es noch weitere solche "Nebenwirkungen"?

Andreas Nowak: Wir haben uns selbst kasteit, wie man sieht. (lacht) Ich wüsste gar nicht, mit welcher Anekdote ich anfangen soll. Die Aufnahmen zum neuen Album waren in den vergangenen zwei Jahren das Wichtigste für uns. Das war eine große Herausforderung, die unheimlich viel Spaß gemacht hat - angefangen von Songwriting bis zum Produzieren der Songs. Eine lustige Geschichte gibt es etwa zu den Schlagzeug-Aufnahmen. Die Drum-Parts wurden in unserem eigenen Studio aufgenommen, in einem relativ trockenen Raum. Wir haben dann immer die Notausgangstür aufgemacht, um den Klang zu verändern. Das Mikro haben wir in den Gang gestellt. Dann sind wir noch weiter gegangen, bis das Mikro schließlich in der Damentoilette stand.
Stefanie Kloß: Das haben wir dann bei allen Songs so gemacht.
Thomas Stolle: Wir konnten diese Parts aber immer erst ab 18 Uhr aufnehmen, weil sich das Studio in einem Bürogebäude befindet.
Andreas Nowak: Manchmal mussten wir warten, wenn jemand länger gearbeitet hat. Ab und zu sind abends noch Leute durch den Flur gegangen und ich habe dann die Schritte auf meinen Kopfhörern gehört. Das hörte sich an, als ob jemand neben mir stehen würde. Da bin ich teilweise ziemlich erschrocken!
Stefanie Kloß: Das war ein bisschen wie "Blairwitch Project" im Studio. (lacht)

 

Ihr habt inzwischen also ein eigenes Studio in Berlin?

Stefanie Kloß: Vor drei Jahren haben wir noch in einem Proberaumkomplex namens "Overhouse" in Berlin geprobt. Das ist eine große Platte, also ein Hochhaus, in der über 200 Bands proben. Man teilt sich die Proberäume mit anderen Bands. Da hatten wir einen Raum für uns. Neben, unter und über uns haben aber natürlich auch andere Bands gespielt. Da musste man sich, wenn man beispielsweise Demos einspielen wollte, manchmal nach den anderen richten. Das war also nicht sehr effektiv und ziemlich zeitraubend. Für die Aufnahmen zum neuen Album wollten wir flexibler sein. Deswegen haben wir uns gesagt, wir brauchen ein eigenes Studio. Das haben wir uns sehr gemütlich eingerichtet. Wir haben sogar eine Küche eingebaut. Denn wir wollten die Möglichkeit haben, zwischendurch auch mal Pause zu machen.

 

Die Silbermond-Schaltzentrale also.

Thomas Stolle: Ja, definitiv. Ein Refugium, in das wir uns zurückziehen und in Ruhe an unseren Liedern arbeiten konnten. Wir fühlen uns dort sehr wohl und haben Stunden dort verbracht, bis in die tiefe Nacht hinein.

 

Ihr habt erneut mit dem Valicon-Team zusammengearbeitet.

Stefanie Kloß: Das Valicon-Team besteht ja aus mehreren Produzenten. Wir haben wieder mit Ingo Politz und Bernd Wendlandt gearbeitet. Mit den beiden arbeiten wir seit unserem ersten Album zusammen.

 

Viele Bands schnappen sich irgendwann Hit-Garanten. Habt ihr euch je überlegt, mit anderen Produzenten ins Studio zu gehen?

Thomas Stolle: Ich habe nicht mal im Traum jemals daran gedacht. Bei uns ist es nicht so, dass wir drei Monate ins Studio gehen und dann ein fertiges Album vorliegen haben. Mit uns zu arbeiten ist für die Produzenten wesentlich nervenaufreibender und intensiver. Ingo und Bernd haben uns, wie wir als Band funktionieren, von Anfang an verstanden. Trotz ihrer Erfahrung gehen sie, genau wie wir, nach wie vor mit einer gewissen gesunden Naivität, einem Drang, etwas Neues zu machen, an eine Platte heran. Deshalb kam es für uns nie in Frage, mit jemand anderem zu arbeiten. Nach zwei Wochen würde wahrscheinlich jeder andere das Handtuch werfen. Wir sind zwar grundsätzlich sehr umgängliche Menschen, aber wenn es um Musik geht, werden wir zu totalen Freaks. Zu Rick Rubin würde ich aber trotzdem nicht nein sagen. (lacht)

 

Es ist ja - auch ohne Rick Rubin - alles gut gegangen, das neue Album, "Himmel auf", ist fertig. Mit den neuen Songs geht ihr auch wieder auf Tour. Der Live-Bereich wird in Zeiten sinkender CD-Verkäufe immer wichtiger. Sind Alben inzwischen nur noch eine "nette Beilage"?

Thomas Stolle: Der Live-Bereich war für uns schon immer wichtig. Im Grunde genommen macht man eine Platte, um damit auf Tour zu gehen. Schließlich geht es um die Musik, nicht um einen kleinen Silberling.
Stefanie Kloß: Es ist großartig zu erleben, wie Fans die Texte mitsingen. Doch für jüngere Bands wird es immer schwieriger. Schließlich muss das ganze, also etwa auch die Album-Aufnahmen, erstmal finanziert werden.

 

Mit den Songs von "Himmel auf" seid ihr im Mai in Amsterdam, Brüssel, Paris und London. Wie kam es dazu?

Thomas Stolle: Wir hatten einfach Bock darauf, unsere Songs auch mal im Ausland zu präsentieren. Wir haben immer wieder Anfragen von deutschen Fans, die in London oder Paris leben und wissen wollten, wann wir dort endlich mal auftreten. Das wollten wir jetzt einfach mal machen. Mal sehen, wie viele es am Ende werden. Die Auftritte im Ausland sehen wir als Abenteuer. Ein Album-Release im Ausland - mit englischen Songs - ist aber nicht geplant.

 

Die "Himmel auf"-Tour, die im November startet, umfasst über 15 Termine. Ein heftiger Tourplan. Wie hält ihr das aus?

Stefanie Kloß: Für uns sind das eigentlich eher sehr wenige Termine! (lacht) Dafür spielen wir dieses Mal in größeren Hallen. Bei der letzten Tour haben sich viele Leute geärgert, weil sie keine Karten mehr bekommen haben. Da wir jetzt in größeren Venues spielen, stehen weniger Konzerte auf dem Tourplan. Der Sommer wird also relativ ruhig für uns. Auf Tour haben wir zwischen den Konzerten wir immer ein, zwei freie Tage. Schließlich muss sich ja auch die Stimme regenerieren. Unser Booker bespricht das vorher mit uns. Mit Undercover arbeiten wir, genau wie mit unseren Produzenten, schon lange zusammen. Gemeinsam haben wir einen sehr guten Rhythmus gefunden.

 

Eure Fans scheinen euch sehr wichtig zu sein. Habt ihr bei der Tour auch Einfluss darauf, wie viel die Tickets kosten?

Thomas Stolle: Da haben wir ein ganz großes Augenmerk drauf. Uns ist es wichtig, dass man immer, egal in welcher Halle, einen Stehplatz für weniger als 30 Euro bekommt. Das ist ein humaner Preis. Bei Bands wie U2 kostet ein Ticket ja schnell mal 120 Euro.
Stefanie Kloß: Das können sich viele Fans dann gar nicht leisten.
Thomas Stolle: Wir versuchen, moderate Preise zu machen und den Leuten dafür soviel wie möglich zu bieten. Derzeit überlegen wir uns, wie wir es schaffen, in den großen Hallen eine möglichst persönliche Atmosphäre zu schaffen. Das ist uns sehr wichtig.

 

Gibt es denn schon ein Konzept für die Show?

Stefanie Kloß: Ehrlich gesagt sind wir jetzt erst einmal froh, dass das Album fertig ist. Wir arbeiten eng mit unserer Crew zusammen. Da werden in den nächsten Wochen Ideen gesponnen. Viele Elemente werden dann im Team entwickelt.

 

Viele junge Künstler versuchen ihr Glück in Castingshows. Wie beurteilt ihr DSDS und Co. als Sprungbrett?

Stefanie Kloß: Prinzipiell muss das jeder selbst entscheiden. Man kann den Machern jedenfalls keinen Vorwurf machen. Die Kandidaten wissen ja, worauf sie sich einlassen.
Thomas Stolle: Für mich ist das eher nichts. Dieser Wettbewerbsgedanke hat für mich bei Musik nie eine Rolle gespielt. Es geht nicht darum, wer besser singt, es geht um Emotionen. Es gibt Leute, die haben eine Wahnsinnsstimme, aber die transportieren keine Gefühle. Außerdem steht bei vielen dieser Fernsehshows der Künstler gar nicht im Fokus. Es geht mehr um die TV-Quote.
Stefanie Kloß: Wir versuchen ja selbst, den Nachwuchs zu fördern, indem wir jungen Bands die Möglichkeit geben, bei uns als Support-Act aufzutreten. In jeder Stadt haben wir eine andere Vorband, das sind jeweils Bands aus der Region.

 

Silbermond - "Guten Abend Paris, London, Amsterdam, Brüssel"-Tour 2012
15.05. F–Paris, Le Maroquinierie
17.05. NL-Amsterdam, Melkweg (old hall)
18.05. B-Brüssel, Vk*
19.05. UK-London, Garage

 

Silbermond - "Himmel Auf Tour 2012" Open-Airs:
07.06. Wetzlar, Hessentagsarena/"HR3 Open Air"
27.07. A-Clam, Burg Clam
28.07. Dresden, "Filmnächte am Elbufer"

 

Silbermond - "Himmel Auf Tour 2012" Open-Airs" - Tour 2012
 24.11. Leipzig, Arena
 27.11. Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung
 28.11. Braunschweig, Volkswagen Halle
 30.11. Kiel, Sparkassen Arena
 01.12. Hamburg, O2 World
 02.12. Erfurt, Messehalle
 04.12. Bremen, ÖVB-Arena
 05.12. Köln, Lanxess Arena
 08.12. Berlin, O2 World
 11.12. Mannheim, SAP Arena
 12.12. Saarbrücken, Saarlandhalle
 15.12. Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle
 18.12. München, Olympiahalle
 19.12. Zürich, Hallenstadion
 20.12. Dortmund, Westfalenhalle 1
 22.12. Hannover, TUI Arena

 

Autor: Renzo Wellinger

Quelle: Musikmarkt - 03.04.2012

 

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