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Uwe Busse: Schlaflos in Bad Arolsen

Posted by admin (admin) on 25.07.2011 at 10:19
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Uwe Busse: Schlaflos in Bad Arolsen 

 


Uwe Busse platzierte sein neues Album 2Schlaflos" auf Position 35 in den Charts (Foto: Daniel Obradovic) 
 

 

 

 

 

Uwe Busse: "Ich bin kein lauer Mensch, glänze lieber mit den Dingen, die ich so mache" (Foto: Andy Zahradnik)

 

 


Wenn es in Seattle etwas schwerer fällt, nicht schlafen zu können, dann kann das daran liegen, dass Boeing seine Kinderstube nicht unter Kontrolle ,und seine jüngsten Flugzeuge zum Austoben in den Himmel geschickt hat. Im Nordhessischen Bad Arolsen ist Wirbel am Himmel oder anderswo eher unwahrscheinlich. Dort ist es ruhig und zählt man sich nicht zum Patientenkreis der ,auf Tinnitus-Erkrankungen und Geräuschüberempfindlichkeit spezialisierten Schön-Klinik, sollte ein gesegneter Schlaf kein Problem sein. Schlaflos in Bad Arolsen war Uwe Busse und der war deswegen gar nicht unzufrieden.


"Wenn es ganz leise im Haus ist und nur das Ticken der Uhr zu hören ist, dann kommen mir gute Gedanken und daraus entstehen Songs," erzählt der Songwriter, Produzent und seit gut zehn Jahren nun auch als wieder als Interpret aktive Busse. "Schlaflos" ist das bisher erfolgreichste Album des Sängers aus Nordhessen und ein Zeichen dafür, dass es sich auszahlt Kontinuität zu beweisen und durchzuhalten. In seinem zweiten Leben hatte er nochmals ganz von vorne angefangen.


Als einer der arriviertesten Schreiber und Produzenten der Schlager-Szene hatte er mehrere Erweckungserlebnisse. Dann, wenn Künstler vor 20.000 Menschen auf der Bühne stehen, ein Busse-Lied singen und die Menschen dabei auf den Stühlen stehen, der Schreiber aber als Unerkannter mitten unter ihnen hockt, dann ist das schon irgendwie hart. Besonders dann, wenn man ursprünglich selbst von der Bühne kommt, aber das Leben anderes mit einem vorhatte.


Busse hat unzählige Hits geschrieben, war nicht nur für die Flippers Titellieferant sondern über Jahrzehnte von der Szene gut gebucht. Am Geld oder an Erfolglosigkeit kann es daher nicht gelegen haben, als der Mann sich daran machte, ein neues Leben als Interpret anzugehen. Doch das war nicht einfach. "Muss der auch noch singen" – viel mehr mit Ausrufe- anstatt mit Fragezeichen – so kamen daraufhin die ersten Reaktionen. Bei den bei TV-Shows üblichen Fototerminen mit den Künstlern, hatte man ihn gebeten "doch einen Schritt zur Seite zu gehen", um den Blick auf die Stars frei zu machen…


Es war der Marsch über die Blutwiese. Die Erfolge von Gestern, sie zählten nicht mehr. Und klar, man gerät ins Grübeln. Mit 40 nochmal zurück an den Start und dann ist alles mühsam? Busse ist ehrgeizig, aber keiner der verbissenen Sorte. Ein gestecktes Ziel will er nicht aufgeben. So vergingen die Jahre und ein Schritt wurde an den anderen gesetzt. 2003 gewann er die "Schlagerparade der Volksmusik", dann die "Goldene Stimmgabel". Und schön langsam aber sicher wurden die Fragen nach seinen plötzlichen Bestrebungen, nun auch selbst zu singen, weniger.


Heute kümmert das niemanden mehr. Heute hat er mit "Schlaflos" (Koch Universal) auf Platz 35 in den deutschen Album-Charts debütiert und fand sich zum ersten Mal als Interpret auf der linken Seite des Chart-Posters wieder. Nach über zehn Jahren endlich durchgeboxt. Sind sie zu brav, Herr Busse? Zu wenig laut geklappert? "Stimmt, ich bin kein lauter Mensch, glänze lieber mit den Dingen, die ich so mache," sagt er und verschweigt, dass es immer wieder Angebote gab, die Geschichte über Yellow-Gossip zu dynamisieren, aber das ist nicht er. So war er nie und so wird er auch in Zukunft nicht sein.


Gute Songs schreiben, diese Singen und wenn das Publikum mitgeht, dann weiß er, die Dinge brauchen ihre Zeit und ohne Geduld und Arbeit geht garnix. Und wenn dann Groove Coverage covern und er hört, dass sein Titel "Lotusblumen" – ursprünglich 1989 für die Flippers geschrieben – jetzt "Angeline" heißt und in den Single-Charts steht, dann tut das gut, ist eine Bestätigung dafür den Hitriecher noch zu haben. „Ich bin ja im Vorjahr 50 geworden,“ erzählt er und: „Da denkt man schon anders über das Leben nach“. Dann, wenn es ruhig ist im Haus. Schlaflosigkeit – der angenehmen Art.

 

Autor: Andy Zahradnik
Quelle: Musikmarkt - 18.07.2011

 

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