OSN Aktuell
Zum Tode von Les Humphries (1940–2007) |
Posted by admin (admin) on 10.03.2008 at 10:55 |
Zum Tode von Les Humphries (1940–2007)
Basingstoke (England) – Die Nachricht, Les Humphries sei verstorben, sorgte bereits 1998 für Schlagzeilen. Letztlich unbegründet, denn Humphries hatte sein Ableben damals nur fingiert. Ein Kuriosum, das zu Humphries wechselvollem Leben jedoch gut passte: Als er nach seiner Militärzeit im Musikkorps der britischen Marine in Hamburg hängenblieb, war ein englischer Pass quasi die Lizenz zum Tönen: Deutschland befand sich im Beat-Fieber, der kompetente Keyboarder Humphries gastierte dann auch in einigen Combos, bevor er 1968 bei der als "deutsche Supergroup" titulierten Band Wonderland einstieg. Mit "Moscow" sprang zwar ein veritabler Hit heraus, doch Wonderland zerbrach und Humphries machte sich selbstständig.
Nach Vorbild der Edwin Hawkins Singers brachte er ab 1970 den Gospel in die Bestenlisten: Rund 40 Millionen Tonträger konnte er mit den Les Humphries Singers absetzen, darunter Hits wie "(We'll Fly You To) The Promised Land", "Mama Loo", "Mexico" und "Kansas City". In das damals vom deutschen Schlager klassischer Prägung dominierte Fernsehen brachten die Les Humphries Singers jede Menge Farbe: Zum einen mit bunter Hippie-Garderobe, zum anderen dank der Tatsache, dass die rund 20 Sängerinnen und Sänger aus allen Erdteilen stammten. Für einige von ihnen bedeuteten die Les Humphries Singers das Sprungbrett zu einer eigenen Karriere: für Jürgen Drews etwa, aber auch für Liz Mitchell (Boney M.) und John Lawton, der später bei Uriah Heep einstieg.
Humphries komponierte nicht nur die Titelmelodie zur TV-Krimireihe "Derrick", 1976 vertraten seine Sänger auch Deutschland beim "Eurovision Song Contest" in Den Haag. Ihr "Sing Sang Song" erreichte jedoch nur Platz 15. Ende 1976 löste sich der gemischte Chor schließlich auf, auch Humphries' Ehe mit der Schlagersängerin Dunja Raijter – von der Boulevardpresse stets aufmerksam verfolgt – endete damals nach nur vier Jahren.
Humphries, ein offenbar nicht immer pflegeleichter Charakter und stets für Überraschungen gut, setzte sich nach England ab. Dabei dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass er mittlerweile ins Visier der deutschen Steuerfahndung geraten war, auch wenn Humphries derlei Anschuldigungen bis zuletzt von sich wies.
Die letzten Jahre lebte Les Humphries zurückgezogen in England. Am 26. Dezember 2007 erlag er im Krankenhaus der südenglischen Stadt Basingstoke einem Herzschlag.
(Uwe Schleifenbaum)
Quelle: Musikmarkt - 05.03.2008
Back